Paris, Estienne Roffet, 1545.
In-folio von (8) Blättern, 254 Blätter. Gebunden in vollem rotbraunem Maroquin mit langem Korn, oval vergoldet mit Blattwerk in der Mitte der Deckel, Rücken mit erhabenen Bünden, verziert mit dem gleichen Motiv, das in den Felder wiederholt wird, doppelter Goldfaden auf den Schnittkanten, breite vergoldete Innenroulette, Schnittkanten vergoldet auf Marmorierungen. Einband signiert von Mercier.
338 x 214 mm.
Originalausgabe der berühmten Übersetzung des Decameron von Le Maçon auf Wunsch der Königin von Navarra, Margarete von Angoulême, die die Ausgabe finanzierte. Brun, S.136; Brunet, I, 1006; Fairfax Murray, Französisch, 46; Mortimer, Französisch, 106.
Margarete von Navarra, deren Heptameron nach dem Werk von Boccaccio modelliert ist, wünschte sich eine neue Übersetzung des Decameron. Der Übersetzer widmete sein Werk der Königin und das Exemplar enthält die beiden Widmungen an Margarete von N avarra, die eine auf Französisch in römischen Buchstaben und die andere auf Italienisch in Kursiv.
Meisterwerk von Boccaccio und der italienischen Literatur, geschrieben höchstwahrscheinlich zwischen 1350 und 1355, stellt das Decameron den Höhepunkt des Prosawerks des Dichters dar, in dem die Novelle des Mittelalters ihren höchsten Grad der Perfektion erreicht.
Diese Ausgabe, die schönste, die im 16. Jahrhundert erschienen ist, ist mit 10 Gravuren geschmückt, „die zu den Meisterwerken der Renaissance-Gravur zählen».
Robert Brun (Das illustrierte französische Buch der Renaissance) beschreibt die Illustration, die Étienne Delaune zugeschrieben wird, wie folgt: „Reihe von 10 reizenden Vignetten (60 x 105), die in Rahmen im Stil geschnittener Ledermuster platziert sind, von denen einige Elemente dem Buchbinder der sogenannten ‚Kleeblatt‘-Werkstatt als Modell dienten. Die Vignetten wurden im Hochrelief auf Metall graviert, wie das Vorhandensein des Originalblocks des ersten Tages beweist, den einst Eugène Piot besaß und der im ‚Kabinet des Sammlers‘ reproduziert wurde. Diese Vignetten, die frei nach denen der Giolito-Ausgabe in Venedig von 1542 nachgebildet wurden, gehören zu den Meisterwerken der Gravur jener Zeit und werden normalerweise Étienne Delaune zugeschrieben, jedoch weist der Verfasser des Harvard-Katalogs darauf hin, dass das älteste datierte Werk dieses Künstlers erst von 1565 ist.“.
Die Ausgabe ist mit zahlreichen historisierten Initialen und 116 Initialen mit der allergrößten Schönheit und einer Höhe von 5 bis 9 Zeilen verziert.
Wunderbares Exemplar eines der wichtigsten Bücher der französischen Renaissance. Es zeugt von dem künstlerischen Nivêu, das Frankreich am Vorabend der Religionskriege erreichte.
Aus der Bibliothek Descamps-Scrive mit Exlibris (Paris, 1924, I, Nr.1).