VOLTAIRE Le Micromégas de Mr. De Voltaire. Avec une histoire des croisades & un nouveau plan de l’histoire de l’esprit humain.

Seltene zweite Ausgabe von „Micromégas“, veröffentlicht nur wenige Wochen nach der ursprünglichen Ausgabe, die unauffindbar geworden ist. Bengesco 1429; Allgemeiner Katalog der gedruckten Bücher der B.n.F., Voltaire, Nr. 2908.

In diesem philosophischen Roman stellt sich Voltaire vor, dass Micromégas, ein Bewohner des Planeten Sirius mit gigantischen Proportionen, dazu verurteilt wurde, sich über viele Jahre nicht am Hof zu zeigen, nachdem er eines seiner Bücher veröffentlicht hatte – der Hinweis auf den Theatiner Boyer, der Voltaire angegriffen hatte anlässlich seiner Philosophischen Briefe, ist offensichtlich. Er unternimmt eine Reise zum Planeten Saturn und lernt dort einen seiner Bewohner kennen, einen Zwerg im Vergleich zu den Bewohnern von Sirius, in dem man eine karikaturhafte Darstellung von Fontenelle, dem Autor der berühmten Gespräche über die Vielzahl der Welten, erkennt, der sich mit Voltaire’s Feinden verbündet hatte.

Während sie sich über die verschiedensten Themen unterhalten, gelangen die beiden Reisenden auf unseren Globus, ohne überhaupt die Existenz seiner Bewohner zu bemerken, deren Proportionen so klein sind, dass sie ihren Sinnen entgehen. Mit Hilfe eines Diamanten, den sie als eine Art Mikroskop nutzen, entdeckt Micromégas zunächst einen Wal, den er beobachtet, indem er ihn auf seinem Daumennagel hält, dann ein Schiff mit Menschen, die die Reisenden zunächst für Insekten halten, in denen sie aber schließlich Wesen mit einer Seele erkennen, sobald sie es schaffen, sich verständlich zu machen und deren Sprache zu verstehen. Anschließend erleben wir ein Festmahl von Philosophen verschiedener Schulen, die nacheinander ihre Theorien über die Natur der Seele und die Bildung der Ideen darlegen. Durch diese Darstellungen übt der Autor eine satirische Kritik am Aristotelismus sowie an den Systemen von Descartes, Malebranche und Leibniz. Nur ein Schüler von Locke, dessen Ideen Voltaire gefielen, findet Gnade in den Augen der Fremden. Doch ein plötzlicher Sturm unterbricht das Kolloquium: Alles verschwindet vor den Augen der Reisenden, bis Micromégas das Schiff und die Besatzung in einer Tasche seiner Hose wiederfindet, denen er freundliche Worte zukommen lässt, während er den lächerlichen Stolz dieser winzigen Wesen bedauert.

„In ‚Micromégas‘, zeigt sich Voltaires beißender Geist, unübertroffen in der Kunst, ein ganzes System anhand einer Anekdote zu zerlegen, dieser schlaue und schelmische Geist, der es versteht, sich unter einer Maske der Naivität und Unschuld zu verbergen, wie immer in einem Stil von vollkommener Reinheit. Hier wird die düstere Vision eines Schriftstellers, der ein Freund der Aufklärung und des Fortschritts ist, von einer unwissenden und dummen Menschheit sichtbar, die unendlich klein und übermäßig stolz ist.“ (Laffont-Bompiani).

Die echte Originalausgabe von Micromégas ist äußerst selten. Die wenigen Exemplare dieses Textes, die in den letzten 20 Jahren auf dem französischen öffentlichen Markt angeboten und als „originale Ausgabe“ beschrieben wurden, gehörten in der Regel zu dieser zweiten Ausgabe.

„Clément, in seinen ‚Fünf literarischen Jahren (Brief vom 15. März 1752) und die Autoren der ‚Memoiren zur Geschichte der Wissenschaften und der schönen Künste‘ (Journal von Trévoux, April 1752), sprechen bereits in den Monaten März und April von der Ausgabe von ‚Micromégas‘ in 92 Seiten; während es in den Briefen Voltaires im Mai und Juni 1752 um die Ausgabe von ‚Micromégas‘ mit ‚der Geschichte der Kreuzzüge und dem Plan der Geschichte des menschlichen Geistes‘‘(Bengesco) geht.

Kostbares Exemplar, das in seiner vollständigen originalen Einband mit fein verziertem Rücken erhalten geblieben ist.